Neubau und Schlosssanierung New building and castle renovation Rathaus Town Hall

71 72 Belebt Lively Freiräume: Stadtgarten und Kulturbühne Open Spaces: Urban garden and cultural stage Impressum Imprint 76 43 45 Inhalt Contents Neubau New building Einklang trotz Zweiklang: Das Ensemble aus Neubau und Schloss Harmony despite duplicity: The new building in ensemble with the castle 54 59 62 69 Herausforderungen einer Großbaustelle im Stadtzentrum Challenges of a major construction site in the town center Im Fokus: Die Bauphasen Spotlight on: Phases of construction Kommunikation: Der Blick über den Bauzaun Communication: The view over the construction fence hoardings

Grußwort Foreword Grußwort Ein Prozess, der gut 12 Jahre angedauert hat, ist nun abge- schlossen. Von ersten Überlegungen, über Entscheidungen zu städtebaulichen Betrachtungen, einem europaweiten Architektenwettbewerb bis hin zur detaillierten Planung und letztendlich einer über 4-jährigen Bauphase – die Stadt Herzogenaurach, ihre Bürgerinnen und Bürger, der Stadtrat und die Stadtverwaltung können sich freuen! Die Innenstadt Herzo genaurachs hat mit dem general- sanierten Schlossgebäude ein altehrwürdiges Wahrzeichen zurückbekommen, das schöner denn je strahlt und nach Jahrzehnten wieder so gut wie frei stehend betrachtet werden kann. Und unser Zentrum hat mit dem neuen Rat- hausgebäude ein neues Wahrzeichen erhalten, das sich zurückhaltend dem historischen Gebäude unterordnet und wie von selbst einfügt. Zusammen ist das Ensemble um den neuen Schlosshof, eingerahmt vom „Erholungsraum Schlossgraben“, der erhoffte Attraktionspunkt und ein Ser- vicezentrum für alle Bürgerinnen und Bürger sowie Gäste Herzogenaurachs mitten in der Stadt geworden. Das neue Rathausgebäude mit generalsaniertem Schloss ist für die Zukunft bestens gerüstet: ausgestattet mit modernster Gebäudetechnik, gebaut mit sehr hochwerti- gen Komponenten und damit langfristig energieeffizient, nachhaltig und klimaschonend. Und dazu in einer Größe, die auf Jahrzehnte hinaus zukunftssicher ist und für den Standort maximale Möglichkeiten bietet. Ohne Zweifel war der gesamte Prozess aufwändig, an- strengend, spannend, herausfordernd, teils belastend für Anlieger und Innenstadt. Aber notwendig. Dringender und kostenintensiver Sanierungsbedarf der Gebäude verbun- den mit akutem Platzmangel zeigten, wie wichtig es war, diesen Weg einzuschlagen. Und es hat sich gelohnt. Es hat sich gelohnt, längs des langen Weges zu kommunizieren, immer wieder öffentlich zu informieren, Meinungen einzu- holen. Informationsveranstaltungen, interne Beratungen, Ausschreibungen, und zahlreiche Entscheidungen des Stadtrats und seines Planungs- und Umweltausschusses sowie des Haupt- und Finanzausschusses waren nötig und haben letztendlich das Ergebnis sehr gut werden lassen. Eine tolle Gemeinschaftsleistung aller Beteiligten! Ich möchte an dieser Stelle im Namen der Stadt Herzo- genaurach und ihrer Bürgerschaft zahlreichen beteiligten Personen, Firmen und Gruppen großen Dank aussprechen: Dank für die Arbeit rund um den Entwurf, die Planung und den Bau. Dank für Koordination, Kontrolle, Umzüge und Inbetriebnahme. Dank für Entscheidungen und für kons- truktive Meinungsäußerungen in der Öffentlichkeit. Dank für die so wichtige Kommunikation zu einem Projekt dieser Größenordnung und Komplexität. Dank für Verständnis für die Umstände und direkten Folgen einer Baustelle an einer so empfindlichen Stelle der Stadt. Dank an alle dafür, dass die Bauphase, in der zeitlich die komplette Corona-Pan- demie lag, am Ende so verhältnismäßig stringent ablaufen konnte. Dank an alle, die durch ein verlagertes Rathaus Umstände in verschiedenster Form in Kauf nehmen mussten. Ich wünsche der Stadt Herzogenaurach, allen Bürgerinnen und Bürgern und unseren Gästen mit dem neuen Rathaus- gebäude, generalsaniertem Schloss, neuem Schlosshof und dem Grünzug Schlossgraben ein modernes Dienstleis- tungszentrum, einen attraktiven Ort für Veranstaltungen und zur Erholung, einen multifunktionellen Arbeitsplatz – kurz gesagt: eine Mitte, die unsere Stadt ausmacht. Auf dass alle Bürgerinnen und Bürger mit Stolz darauf blicken und großen Nutzen daraus ziehen können. Auf eine gute und friedliche Zukunft mit „unserem Rathaus“. Herzlichst, Ihr Dr. German Hacker Erster Bürgermeister 5

Timeline Zeitleiste Die Chronologie von Rat- haus -Neubau und Schloss- sanierung, beginnend mit den allerersten Überlegungen 2009 bis schließlich zur Wiedereröffnung am Markt- platz 11 im September 2023, findet sich in dieser Zeitleiste im gesamten Magazin. The chronology of the new town hall building and the re- novation of the castle, starting with the very first deliberations in 2009 and ending in Septem- ber 2023 with the reopening at Marktplatz 11, can be found in this timeline throughout the magazine. Neues Gewand New look Neues Gewand New look 7

Neues Gewand New look Bürgerbüro Erstmals ebenerdig und barrierefrei und dabei doppelt so geräumig wie zuvor ist das Bürgerbüro untergebracht. Komfortabel sind sowohl der neue Sofortfotodrucker, der die Beantragung von Personalausweisen und Reisepässen erleichtert, als auch der neu gestaltete Wartebereich. Citizen’s help desk For the first time, the citizen’s help desk is located on the ground floor and is barrier-free and twice as spacious as before. Both the new instant photo printer, which makes it easier to apply for ID cards and passports, and the redesigned waiting area are very convenient. Sitzungssaal Von 150 auf 214 m² vergrößert, bietet der neue Sitzungs- saal nun Platz für bis zu 200 Personen. Mit seiner induktiven Höranlage, Beamern und Leinwänden sowie einem professionellen Audiosystem kann er ausgezeichnet für städtische Veranstaltungen genutzt werden. Council meeting room The new council meeting room has been enlarged from 150 m² to 214 m² and can now accommodate up to 200 people. It has an audio induction loop system, projectors and screens, as well as a professional audio system that is perfect for hosting town events. Public library For the first time, the public library on the 1st floor of the castle building is completely barrier-free. A convenient lift and a longer ramp now make it easy to visit the welcoming pleasant rooms even for wheelchair users. These alterations, combined with the installation of self-checkout technology, take up some space, but the diverse range of online platforms, from Franken-Onleihe to Freegal Music, offers additional borrowing options. Tourist Information office In the future, visitors to Herzogenaurach will be welcomed in the centrally located, highly visible and inviting Tourist Information office, exactly at the interface between the new building and the castle. It is an imposing room that invites guests to browse and whets their appetite for discovering all that Herzogenaurach and the region has to offer. Personal service and advice are very important here. Town archive The town archive is considered the ‘memory of the town’. In addition to documents significant to the town’s history, which date back to the 14th century and that are preserved there, the archive is responsible for the selection and acquisition of files from the town administration that must be permanently preserved for legal or historical reasons. Together with its partner institution, the town museum, the town archive is the central municipal office for all questions concerning Herzoge- naurach’s history. The new town archive houses the treasures of Herzogenaurach in the best possible way. Its capacities have been considerably increased. This means that the “trea- sure trove” is future proof for decades to come. In the new town hall, users also have access to a small reading room where they can devote themselves to studying records from the town’s multifaceted past. The town archive is open to the entire population, and its staff advise on private research projects as well as official inquiries or research from the press. Stadtbücherei Zum ersten Mal komplett barrierefrei präsentiert sich die Stadtbücherei im 1. OG des Schlossgebäudes. Ein geeigneter Aufzug und eine längere Rampe garantieren nun auch mit Rollstuhl einen unkomplizierten Besuch in den einladend freundlichen Räumen. Dieser Umbau, verbunden mit der Unterbringung der Selbstverbuchungs- technik, kostet zwar Platz, aber das vielfältige Angebot von Online-Plattformen, von Franken-Onleihe bis Freegal Music, bietet zusätzliche Ausleihmöglichkeiten. Tourist Info Künftig werden Gäste in Herzogenaurach in der zentral gelegenen, gut sichtbaren und einladenden Tourist Info begrüßt. Exakt an der Schnittstelle von Neubau und Schloss ist ein repräsentativer Raum entstanden, der Gäste zum Stöbern einlädt und Lust auf Entdeckungen in Herzogenaurach und der Region macht. Persönliche Beratung und Service werden hier groß geschrieben. Stadtarchiv Das Stadtarchiv gilt als „Gedächtnis der Stadt“: Neben stadtgeschichtlich bedeutsamen Unterlagen, die bis ins 14. Jahrhundert zurückreichen und dort archiviert werden, zeichnet das Archiv für die Auswahl und Übernahme von Akten der Stadtverwaltung verantwortlich, die aus rechtlichen oder historischen Gründen dauerhaft erhalten werden müssen. Zusammen mit seiner Partnerinstitution, dem Stadtmuseum, ist das Stadtarchiv die zentrale städtische Dienststelle für alle Fragen zur Herzogenau- racher Stadtgeschichte. Im neuen Stadtarchiv sind die Schätze Herzogenaurachs auf das Beste untergebracht. Seine Kapazitäten konnten beträchtlich aufgestockt werden. Damit ist die „Schatzkammer“ für Jahrzehnte zukunftssicher aufgestellt. Im neuen Rathaus steht den Benutzerinnen und Benutzern zudem ein kleiner Lesesaal zur Verfügung, in dem sie sich dem Studium von Akten aus der facettenreichen Vergangenheit der Stadt widmen können. Das Stadtarchiv steht der gesamten Bevölkerung offen, seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beraten bei privaten Forschungsvorhaben genauso wie bei amtli- chen Anfragen oder Recherchen von Seiten der Presse. 9

Neues Gewand New look 2023 erfolgte dann die Fertigstellung von Rathaus-Neubau und Schlosssanierung. The new town hall building and castle renovation were completed in 2023. 11

Juni 2011 Einholung von Angeboten für die begleitenden Planungs- leistungen. Obtaining tenders for the supporting planning services. June 2011 Oktober 2011 Antragstellung im Rahmen der Städtebauförderung Programm „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“. Application within the frame- work of the urban development funding programme “Active City and District Centres”. October 2011 2012/2013 Grundlagenermittlung, Ausar- beitung der Aufgabenstellung und Klären der sonstigen Rahmenbedingungen für die Mehrfachbeauftragung. Basic estimates, scope, and clarification of further general conditions for multiple commissions. 2012/2013 Geplant Designed Geplant Designed 13

16. Juli 2014 Beschluss des Stadtrates über die Erstellung eines Gesamtkonzeptes, bestehend aus Generalsanierung des Schlossgebäudes, Abriss und Ersatzneubau des 60er- Jahre-Rathauses (und Neu bebauung des Hubmann- areals, u. a. mit großer Stadt- bibliothek und Tiefgarage). Decision of the town council on drawing up an overall concept, consisting of general renovation of the castle building, demolition, and repla- cement of the 60s town hall (and redevelopment of the Hub- mann area, including a large town library and underground car park). 16th July 2014 25. September 2014 Beschluss des Stadtrates über die weitere Vorgehens- weise für den Neubau des Rathauses und die Sanierung des Schlossgebäudes. Decision of the town council on further course of action for the new construction of the town hall and renovation of the castle building. 25th September 2014 Geplant Designed History of the new town hall: Searching for the best solution „Schon in absehbarer Zeit wird die Stadt ein neues Rathaus bekommen. Es wird dies ein Verwaltungsbau sein, der in zwei Flügeln im Schloß- hof erstehen wird […]“, so berichtete das Herzogenauracher Amtsblatt, und zwar in seiner Ausgabe vom 3. Mai 1963. „Ausreichend Verwal- tungsraum“ sollte so geschaffen werden, um dort „alle Dienststellen des Rathauses zu konzentrieren“. „Ein Plan für die Zukunft gesehen“, nannte der damalige Bürgermeister Hans Maier das ambitionierte Projekt, das das Gesicht der Innenstadt veränderte. 45 Jahre später jedoch schien die „Zukunft“ des Rathausgebäudes erreicht: Eine von der Stadt in Auftrag gegebene 140 Seiten starke Expertise des Architekten Dr. Burkhard Schulze Darup bescheinigte dem 1960er-Jahre-Bau einen dringenden Sanierungsbedarf in energetischer und technischer Hinsicht. Einen Rückbau zum Rohbau hielt der Experte in seinem Bericht vor dem Stadtrat am 11. Dezember 2008 für erforderlich. Hochwertige Fenster, eine energetisch effiziente Fassadendämmung, eine neue Heizung, ein neuer Estrich – die Liste wichtiger Modernisierungsmaßnahmen war lang. “The town will get a new town hall in the foreseeable future. It will be an administration building with two wings and will be built in the castle court- yard […]”, as reported in the Herzogenaurach Amtsblatt Gazette on 3rd May 1963. “Sufficient administration space” was to be created to concentrate all the town hall offices in one place. The then Mayor Hans Maier called the ambitious project, “A plan looking to the future”, that would change the face of the town. However, forty-five years later this “future” of the town hall building had been reached: A 140-page expert report by the architect Dr Burkhard Schulze Darup, commissioned by the town council, certified that the 1960s building was in urgent need of repair and renovation in terms of energy and technology. In his report to the town council on 11th December 2008, the expert deemed it necessary to strip the building back to its shell, install high quality windows, energy-efficient insulated cladding, a new heating system, new screed floors – the list of important modernisation measures was long. 15

2. Februar 2015 Wettbewerbsbekannt- machung und Auslobungstext zur EU-weiten Ausschreibung der Architektenleistungen. Announcement of competition and general offer text for the EU-wide tender for architectu- ral services. 2nd February 2015 10. Februar 2015 Der Planungs- und Umwelt- ausschuss empfiehlt dem Stadtrat die Durchführung eines Wettbewerbsverfah- rens mit Auslobung eines Preisgeldes. The Planning and Environment Committee recommends that the town council carry out a competition process with the award of prize money. 10th February 2015 25. Februar 2015 Beschluss des Stadtrates zur Durchführung eines Wettbewerbsverfahrens für Neubau des Rathauses und eines Bürgerzentrums. Decision of the town council to carry out a competition process for the construction of a new town hall and a civic centre. 25th February 2015 31. Oktober 2015 Öffentliche Ausstellung der Wettbewerbsergebnisse und -sieger in der Aula der Mittelschule (Samstag und Sonntag). 31st October 2015 Public exhibition of the competition results and winners in the auditorium of the middle school (Saturday and Sunday). Geplant Designed Hubmannareal Der Stadtrat entschied im März 2011 auf Antrag der SPD-Fraktion, dass die Verwaltung einen städtebaulichen Wettbewerb für das Areal des Hubmannparkplatzes vorbereiten sollte. Nachdem die grundsätz- liche Förderfähigkeit des Projektes im Rahmen der Städtebauförderung im damaligen Programm „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“ gegeben war, wurde im Planungs- und Umweltausschuss im Mai 2011 beschlos- sen, dass eine Mehrfachbeauftragung mit externer Begleitung zur Durchführung des Verfahrens erfolgen solle. Nachdem mit Prof. Michael Stößlein von stm Architekten, Nürnberg, ein begleitendes Büro gefun- den war, konnte im Jahr 2012 die Verfahrensart, die Aufgabenstellung und der Verfahrensablauf mit der Fördermittelstelle der Regierung von Mittelfranken abgestimmt und der entsprechende Förderantrag gestellt werden. Nach der abschließenden Zustimmung des Planungs- und Umweltausschusses wurden im Juli 2013 im Rahmen einer Mehr- fachbeauftragung fünf Architekturbüros zur Abgabe von Planungsvor- schlägen zur städtebaulichen Entwicklungsmöglichkeit des ehemaligen Hubmanngeländes aufgefordert. Vorgabe war, in einem oder mehreren Gebäudeteilen einen Vortragssaal für ca. 120 Personen in Verbindung mit Flächen für Bürgerberatungsstellen (z. B. Seniorenbeirat), eine Tief- garage und nicht zuletzt der räumlich stark beengten Stadtbücherei den dringend erforderlichen Zuwachs an Quadratmetern zu ermöglichen. Auf Grundlage der eingereichten Planungskonzepte legte der Stadt- rat im Oktober 2013 die städtebaulichen Rahmenbedingungen für die nächsten Planungsschritte fest. Hubmannareal In March 2011, at the request of the SPD parliamentary group, the town council decided that the administration should prepare an urban planning competition for the area of the Hubmann car park. The project under the then programme “Active Urban- and Local Centres” was eligible for urban development funding and in May 2011 the Planning and Environmental committee decided that a tender for multiple commissioning with external support should take place to carry out the proposal. Prof. Michael Stößlein of stm Architects in Nuremberg was chosen for the project. The type of procedure, the terms of reference and the course of procedure were agreed with the funding agency of the Middle Franconian government in 2012 and a corresponding funding application was submitted. The proposal was finally approved by the Planning and Environment committee, and, in July 2013, five architectural firms were invited to submit planning proposals for the urban development of the former Hubmann site within the framework of a multiple invitation to tender. The requirement was to provide an auditorium for approx. 120 people in one or more areas of the building, in conjunction with areas for citizens’ advice centres (e. g., seniors’ advisory council), 17

Geplant Designed building and to find an overall solution for the structural development of the Hubmann site, the demolition of the 1960s wing and construction of a new building, and the renovation and restoration of the historic castle building. The go-ahead for a new town hall was given. In September 2014, the town council arranged a competition to find an architect to carry out the planning and construction work. A complex process began, as was also the case for the planning of the new Erlangen-Höchstadt district administration office. Assistance from an external specialist had been necessary from the start – this was ANP, the Architektur- und- Plannungsgesellschaft mbH from Kassel. © Nordbayerische Nachrichten, 18. Juli 2014 © Nordbayerische Nachrichten, 20. September 2014 © Fränkischer Tag, 2. Juli 2014 19

Geplant Designed Ausschreibung Der Erstellung einer Wettbewerbsbekanntmachung und eines Auslo- bungstextes zur EU-weiten Ausschreibung der Architektenleistungen durch ANP stimmte der Stadtrat im Februar 2015 zu und startete damit ein dreistufiges Verfahren. 20 der Bewerberbüros sollten in Stufe 2 ausgewählt werden, um am eigentlichen Wettbewerb teilzunehmen, für den 90.000 EUR (zzgl. MwSt.) an Preisgeldern ausgelobt wurden. Die teilnehmenden Büros mussten hierfür umfassende Pläne und Modelle liefern. Die Ergebnisse wurden von ANP vorsondiert und für eine Ent- scheidung durch ein Preisgericht aus externen Fachleuten/Architekten, Stadtverwaltung und Vertreterinnen und Vertretern der Fraktionen im Stadtrat vorbereitet. Ein Jahr später, im Oktober 2015, entschied dieses Preisgericht schließlich über die Reihenfolge der Siegerentwürfe und „zündete“ Stufe 3: Die ersten drei Sieger nahmen an der Juryrunde eines Vergabeverfahrens teil. Und es waren letztendlich zwei verschiede- ne Büros, die sich den ersten Preis teilten: Das Büro Bär Stadelmann Stöcker Architekten aus Nürnberg legte laut Jury den besten Entwurf für den Rathausneubau vor, das Büro Architektur Auer Weber Assoziierte aus München überzeugte am meisten mit seinem Entwurf für das Hub- mannareal. Eine öffentliche Ausstellung Ende Oktober in der Aula der Mittelschule präsentierte die Entwürfe der Sieger und Platzierten. Erst der Stadtrat entschied jedoch, mit welchem Büro der Rathausneubau realisiert werden sollte. Er folgte im November 2016 der Empfehlung des Planungs- und Umweltausschusses, den Rathaus-Entwurf des Architekturbüros Bär, Stadelmann, Stöcker als weitere Planungsgrund- lage zu verwenden. Ein großer Schritt im Rahmen dieses Jahrhundert- projekts war gemacht. Tender In February 2015, the town council approved the preparation of a competiti- on notice and a general offer text for the EU-wide tender of the architectural services by ANP, thus starting a three-stage procedure. Twenty of the appli- cations were to be selected in stage 2 of the process to then take part in the actual competition, for a prize money of € 90,000 (plus VAT). The participa- ting architects’ offices had to provide comprehensive plans and models for this. The results were pre-screened by ANP and prepared for a decision by a jury of external experts/architects, the town administration, and repre- sentatives of the parliamentary parties in the town council. A year later, in October 2015, the jury finally decided on the order of the winning designs and “sparked off” stage 3. The first three places took part in the jury round of an award procedure. Ultimately, it was two different offices that shared the first prize: According to the jury, the office of Bär Stadelmann Stöcker Architects from Nuremberg submitted the best design for the new town hall building, whereas the office of Architects Auer Weber and Associates from 21

Geplant Designed Interview: Ulrich Walberg, ANP, Kassel Friedrich Bär, BSS Architekten, Nürnberg Die Bär, Stadelmann, Stöcker Architekten und Stadtplaner PartGmbB (BSS Architekten) wurde mit dem Wettbewerbs- gewinn für den Neubau der Justizvollzugsanstalt Landshut im Jahre 1999 von Friedrich Bär, Bernd Stadelmann und Rainer Stöcker gegründet. Seitdem ist das Büro stetig gewachsen und zählt rund 50 Mitarbeiter an den zwei Standorten in Nürnberg und München. Friedrich Bär ist nicht nur einer der Partner von BSS Architekten, sondern unter anderem auch Mitglied im Gestaltungsbeirat der Städte Baden-Baden, Regensburg und Weißenburg sowie Mitglied im mobilen Gestaltungsbeirat der Bayerischen Architektenkammer. Bär, Stadelmann, Stöcker Architects und urban planner PartG- mbB (BSS Architekten) was founded in 1999 by Friedrich Bär, Bernd Stadelmann and Rainer Stöcker, when they won a competition for the new building of the Landshut prison. Since then, the office has grown steadily and has around 50 emplo- yees at its two locations in Nuremberg and Munich. Friedrich Bär is not only one of the BSS partners, but also a member of the design advisory board of the cities of Baden-Baden, Re- gensburg and Weißenburg, as well as a member of the mobile design advisory board of the Bavarian Chamber of Architects. Herr Bär, wie lässt sich die zentrale Idee Ihres Entwurfs kurz zusammenfassen? Mr Bär; How would you briefly summarize the central idea of your design? The most important aim of the new plan was the preservation of this characteristic place, which is so FB important for the people of Herzogenaurach. The castle cour- tyard in the middle of the complex not only serves to illumina- te and develop all surrounding buildings, but has always been used as a central venue in Herzogenaurach. This was used as the starting point for the new concept. How does the interplay between the castle and the new building work? The exterior design of the new construction volume respects the historic castle building as well as it is FB reminiscent of the 1960s extension, which had to make way for the new building. Therefore, the extension was not directly attached to the castle building, but was placed a certain dis- tance from it. These so-called “joints” in architecture always allow both components to appear as independent houses and yet unite them into a whole. Als wichtigstes Ziel der Neuplanung stand die Erhaltung dieses für die Menschen in Herzo- FB genaurach so wichtigen charakteristischen Ortes im Fokus. Der sich in der Mitte der Anlage befindliche Schlosshof dient dabei nicht nur der Belichtung und Erschließung aller umgebenden Bauten, sondern wurde schon immer als zentraler Veranstaltungsort in Herzogenaurach genutzt. Das wurde als Ausgangspunkt der Neukonzeption herangezogen. Wie funktioniert das Zusammenspiel von Schloss und Neubau? Die äußere Gestaltung des neuen Bauvolumens respektiert das historische Schlossgebäude FB gleicher maßen wie es eine Reminiszenz an den Erweite- rungsbau der 1960er-Jahre darstellt, der ja dem Neubau weichen musste. So wurde die neue Erweiterung nicht direkt an das Schloss angebaut, sondern mit einem gewis- sen Abstand zum Bestand gestellt. Diese in der Architektur sogenannten „Fugen“ lassen beide Bauteile immer als eigenständige Häuser wirken und fügen sie dennoch zu einem Ganzen. 23

7. März 2018 Beschluss im Haupt- und Finanzausschuss zur Be- auftragung der Freiflächen- gestaltung um das neue Rathaus an das Büro Hackl Hofmann Decision of the main and finance committee to commission the design of the open spaces around the new town hall to the Hackl Hofmann office. 7th March 2018 22. März 2018 Zustimmung des Stadtrates zum Materialkonzept des Rathausneubaus Approval of the town council for the material concept of the new town hall building. 22nd March 2018 Geplant Designed © Fränkischer Tag,17. Dezember 2016 © Nordbayerische Nachrichten, 21. Oktober 2017 25

17. Mai 2018 Beschluss des Stadtrates, den Schusterbrunnen für die Bauphase an den Kirchenplatz zu verlagern. Decision of the town council to relocate the cobbler’s fountain to the Church Square for the duration of the construction phase. 17th May 2018 19. Juni 2018 Kenntnisnahme des Entwurfs der Freiflächenplanung Rathaus im Planungs- und Umweltausschuss. 19th June 2018 Acknowledgment of the draft of the plans for the town hall open spaces by the Planning and Environment Committee. Saniert Renovated Saniert Renovated 27

Saniert Renovated Deciphering Herzogenaurach’s early history has again come a step closer – a valuable side effect of the general refurbishment of the castle building as part of the new town hall building complex. Thanks to the archaeologists, restorers and monument protection authority working on site findings and recommendations, it has also been possible to adapt the historic castle building to the needs of a modern administration and fulfil their needs: The façade and stucco ceilings were made true to the original and the historic castle wall has been effectively integrated into the modern Tourist Information office on the ground floor. The library, wedding ceremony room and mayor’s office have a delightful fresh ambience within old walls. Historie History An der Stelle des heutigen Schlossgebäudes stand im 12. Jahrhundert eine Burganlage. Zu ihr gehörten im Süden ein „Palas“ mit Keller, der sich unter der westlichen Hälfte des Südflügels des heutigen Schlosses befand, und ein kleiner Querbau, der sogenannte „Zwerchbau“ im Osten. Dieser wurde vermutlich als Wirtschaftsgebäude genutzt. Der Palas verfügte über eine Doppelkapelle, die dem Heiligen Georg geweiht war. Bei den archäologischen Untersuchungen 2019 durch das Team des Archäologen Dr. Marco Goldhausen wurde die tatsächliche Lage der Burgbestandteile bekannt. Im Zent- rum der Burg stand der mächtige Bergfried, ein quadrati- scher Wehrturm. Durch seine enorme Mauermasse bot er Schutz, konnte als sicherer Verwahrort für Wertgegenstän- de genutzt werden und diente als Zuflucht im Falle einer Belagerung. Schriftlichen Quellen zufolge befand sich ein Verlies im Erdgeschoss des Bergfrieds. Als höchster Punkt der Stadt überragte der Bergfried die umgebenden Gebäu- de deutlich. Das Mauerwerk, das sorgfältig mit Buckel- quadern ausgeführt war, ist im 18. Jahrhundert vollständig abgetragen worden. Die Archäologen legten bei ihren Ar- beiten die untersten Lagen des aufgehenden Mauerwerks frei sowie unter anderem auch Teile der Stadtmauer. Im 13. Jahrhundert wurde Herzogenaurach Sitz eines Bamberger Amtmanns, der seine Residenz in der Burg bezog. Über eine Zugbrücke gelangte man vermutlich von Anfang an vom heutigen Marktplatz aus in den inneren Bereich der Burg. Zwischen 1417 und 1429 fanden weitere Umbaumaßnahmen statt (siehe Abschnitt „Interessante Erkenntnisse zur historischen Bausubstanz“). Im Dreißig- jährigen Krieg war die mittelalterliche Burg beschädigt The current castle building stands on the site of the 12th cen- tury castle complex. It included a “palas” – great hall – with a cellar to the south, which was located under the western half of the south wing of today’s castle, and a small transverse building, the so-called “Zwerchbau” – dormer building – in the east. This was probably used as a farm building. The Palas has a double chapel dedicated to St. George. During archaeological investigations in 2019 by a team of archaeologists headed by Dr Goldhausen, the original location of the castle components was discovered. In the centre of the castle stood the mighty castle keep, a square defence tower. It offered protection because of its enormous stone walls and could be used as a safe place to store valuables and served as a refuge in the event of a siege. According to written sources, a dungeon was located on the ground floor of the keep. This was the highest point in the town and the keep clearly towered over the surrounding buildings. The masonry, which was carefully constructed of massive stone ashlars, was completely demolished in the 18th century. During their excavations, the archaeologists uncovered the lowest layers of the castle walls as well as parts of the town wall, amongst other things. In the 13th century, Herzogenaurach became the seat of a Bamberg bailiff who took up residence in the castle. Between 1417 and 1429, further reconstruction measures took place (see section “Interesting findings on the historical fabric of the building”). During the Thirty-Years’ War, the medieval castle was damaged. Therefore, in 1719, the ruined castle was rebuilt in the Baroque style by the Prince-Bishop of Bamberg, Lothar Franz von Schönborn. This is how the buildings were given their present cubature. The baroque castle served as 29

The east gable, with its florally decorated window openings and a painted false window, has been preserved from this construction period in the attic. Shortly thereafter, around 1429, the eastern part of the south wing was also extended. During reconstruction work in the years 1719 to 1721 under the Prince-Bishop of Bamberg Lothar Franz von Schönborn, the free-standing castle keep was demolished and the building material obtained was used to erect the east wing. Integrated into this wing was a single-storey building adjoi- ning the eastern perimeter wall, which housed the kitchen. The four-bay kitchen vault is still visible today. The existing staircase was built at the junction between the east and south wings. The ceilings of the interiors were decorated with stucco that still exist today. Saniert Renovated Die Nutzung des Schlosses für Zwecke der Verwaltung setzte erst später ein, als die Verwaltung gewachsen war – um die Mitte der 1980er-Jahre. Im Laufe der Jahre folgten viele weitere Renovierungen. Durch die aktuelle Maßnahme führte die Stadt die bisher größte Sanierungs- maßnahme im Innen- und Außenbereich des historischen Schlosses durch. Die ältesten wissenschaftlichen Nachweise für Bautä- tigkeiten im Schlossgebäude sind dendrochronologische Datierungen. Bei dieser Methode werden die Jahresringe von Bäumen anhand ihrer unterschiedlichen Breite einer bestimmten, bekannten Wachstumszeit zugeordnet. Eine bereits 1979 beim Umbau des Ratskellers zum Restau- rant entnommene Holzbalkenprobe wurde beim Abbruch einer Decke gewonnen und auf das Jahr 1228 datiert. Aus heutiger Sicht ist die Entnahmesituation zu dieser damali- gen Probe nicht genau dokumentiert, sodass die Zuord- nung zu einer bestimmten Bautätigkeit nicht möglich ist. Neuere Untersuchungen hierzu sind angestoßen. Bei den aktuellen archäologischen Grabungen entdeckte man die älteste Holzprobe in einer Abfallgrube im Inneren der Burg. Diese konnte in einem Zeitraum um 1160 datiert werden. Während die Zimmerer bei den Sanierungs maßnahmen Arbeiten an den Holzbalkendecken durchführten, nahm das Landesamt für Denkmalpflege weitere Untersuchungen im Bestand der Holzdecken vor. Die dendrochronologische Auswertung an insgesamt 31 Holzbalken ergab erstaunliche neue Erkenntnisse zur Baugeschichte: Es hat sich herausgestellt, dass die entnommenen Proben in vier verschiedene Schlagphasen gehören. Die älteste Datierung geht auf eine Bauphase um 1351 zurück. Der Südflügel war damals in einen zweigeschossigen westlichen und einen eingeschossigen östlichen Bau untergliedert. Im Osten befanden sich das Tor und eine Kapelle. Daraus lässt sich folgern, dass der Kern des Schlosses, also der westliche Teil des Süd- flügels, nicht von etwa 1417 stammt, sondern früher als angenommen entstanden sein muss. Um 1417 wurde der westliche Teil des Südflügels um ein Geschoss erhöht. Im Dachraum ist aus dieser Bauphase der Ostgiebel mit floral verzierten Fensteröffnungen und einem aufgemalten Blendfenster erhalten. Kurz darauf, um 1429, wurde auch der östliche Teil des Südflügels aufgestockt. Während der Umbaumaßnahmen in den Jahren 1719 bis 1721 unter dem Bamberger Fürstbischof Lothar Franz von Schönborn wurde dann der freistehende Bergfried abgebrochen und das gewonnene Baumaterial zur Errichtung des Ostflü- gels verwendet. Ein eingeschossiges, an der östlichen Umfassungsmauer anschließendes Gebäude, in dem die Küche untergebracht war, wurde in diesen Flügel integriert. Das vierjochige Küchengewölbe ist heute noch sichtbar. Das heute vorhandene Treppenhaus errichtete man am Knotenpunkt zwischen Ost- und Südflügel. Die Decken der Innenräume wurden mit den heute noch vorhandenen Stuckdecken ausgestattet. 31

Saniert Renovated Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege ist die zentrale Fach- behörde des Freistaats Bayern für Denkmalschutz und Denkmalpflege. Aufgabe ist es, die Denkmäler Bayerns als kulturelle Zeugnisse vergangener Zeiten für die kommenden Generationen zu bewahren. Das Bayerische Denkmalschutzgesetz bildet die Grundlage hierfür. Es definiert den Denkmalbegriff und gibt Richtlinien für den Umgang mit Bau- und Kunstdenkmälern, Ensembles und Bodendenkmälern vor. The Bavarian State Office for the Preservation of Monuments is the central authority of the Free State of Bavaria for monument protection and preservation. Their task is to preserve monuments of Bavaria as cultural testimonies of past times for future generations. The Bavarian Monument Protection Act forms the basis of this. It defines the concept of monu- ments and provides guidelines for dealing with architectural and artistic monuments, ensembles, and archaeological monuments. Archäologische Funde Archaeological finds Um ein sogenanntes Bodendenkmal handelt es sich auch bei den Funden, die im Untergrund der Großbaustelle in Herzogenaurach zu erwarten waren. Zuständig hierfür ist das Referat für Bodendenkmäler mit Sitz in Nürnberg. Dieses wurde bereits bei Bauantrag und Genehmigungs- verfahren einbezogen und begleitete die Baumaßnahmen mit fachlichen Stellungnahmen. Die archäologischen Untersuchungen vor und während der Bautätigkeit sind dabei vorgeschrieben. Im Fall der Rathausbaustelle hat die Fachbehörde geprüft, welche Denkmäler zu erwarten sind, und bewertete diese nach denkmalpflegerischer Wichtig- keit. In einer Stellungnahme gab die Behörde Anweisung, wie mit den Funden zu verfahren sei. So wurden die von den Archäologen entdeckten Exponate in die Kategorie ein- gestuft, bei der die Denkmäler dokumentiert und somit der Nachwelt nur schriftlich überliefert werden müssen. Die Dokumentation der Grabung und der Funde erfolgte durch den Archäologen Dr. Marco Goldhausen. Die Untersuchung des Schlossgebäudes übernahm Restaurator Adalbert Wiech. Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege unterstützte die Forschung durch dendrochonologische Datierungen, die überwiegend von Dr. Thomas Aumüller erstellt wurden. The finds that were to be expected in the subsoil of the large construction site in Herzogenaurach were also considered to be archaeological monuments. The Department of Archaeo- logical Monuments, based in Nuremberg, is responsible for this task. They were included in the planning application and approval procedure and accompanied the construction mea- sures with their expert opinions. In the case of the town hall construction site, the specialist authorities scrutinised which monuments were to be expected and evaluated them accor- ding to their importance in terms of monument preservation. In a statement, the specialist authority gave instructions on how to deal with the finds. Consequently, the exhibits disco- vered by the archaeologists were classified in the category in which the monuments must be documented and thus only left to posterity in writing. The documentation of the excavation site and finds was carried out by the archaeologist Dr Marco Goldhausen. The study of the castle building was carried out by restorer Adalbert Wiech. The Bavarian State Office for the Preservation of Historical Monuments supported the research with dendrochronological dating, which was mainly prepared by Dr Thomas Aumüller. 33

23. Juli 2019 Die archäologischen Unter- suchungen sowie die ersten Renovierungsmaßnahmen im Schlossgebäude beginnen. The archaeological studies as well as the first renovation measures in the castle begin. 23rd July 2019 Juli/August 2019 Der Schusterbrunnen aus dem Schlosshof und die drei Sühnekreuze, die 1970 am Schlossgraben aufgestellt wurden, ziehen in die Nähe des Stadtmuseums um. The cobbler’s fountain from the castle courtyard and the three conciliation crosses, which were erected on the moat in 1970, are moved to near the town museum. July/August 2019 5. Oktober 2019 Die Archäologen haben ihre Arbeit im ehemaligen Schlosshof beendet – Reste des mittelalterlichen Berg- frieds und der Ringmauer wurden freigelegt und doku- mentiert. The archaeologists have completed their work in the former castle courtyard – remains of the medieval keep and the curtain wall have been uncovered and documented. 5th October 2019 Saniert Renovated Kuriose Entdeckungen Curious discoveries Während der Sanierungsarbeiten im Schloss haben die Restauratoren interessante bis kuriose Entdeckungen gemacht: Eine historische Staubschicht bedeckte die Reste eines aufgemalten Fensters (Butzen- scheiben, mit geometrisch ornamental verzierten Faschen) im Dach- geschoss des Schlosses. Die Reste der Giebel-Fassadengestaltung aus dem frühen 15. Jahrhundert wurden unter dem östlich anschließenden Dach gefunden. Der beauftragte Restaurator Adalbert Wiech gab an, er kenne kein anderes Objekt, an dem eine Fassadengestaltung aus dieser Zeit ohne Überarbeitung erhalten ist. Bei der Öffnung einer Wand im 1. Obergeschoss hat sich ein über- raschender Fund ergeben: An der Ostseite des Südflügels (Eingangsbe- reich Bücherei) liegt hinter einer Vormauerung versteckt ein „Plumpsklo“ aus der Umbauphase im frühen 18. Jahrhundert. Bei den Abbrucharbei- ten im Schloss wurde unerwartet ein alter Backofen gefunden. Dieser befindet sich im Erd geschoss des Ostflügels (Amt für Stadtmarketing und Kultur). Der Ofen datiert wohl aus dem frühen 18. Jahrhundert. Doch nach intensiven Abstimmungen zwischen allen Planungsbetei- ligten und dem Archäologen war es möglich, sicherzustellen, dass der Backofen in Gänze erhalten wird. During the renovation work in the castle, the restorers made interesting and curious discoveries: A historical layer of dust covered the remains of a painted window (bull’s eye panes, with geometrically ornamentally decora- ted façades) in the attic of the castle. The remains of the gable façade design from the early 15th century were found under the roof to the east. The commissioned restorer Adalbert Wiech stated that he did not know of any other object which had a façade design from this period that had not been revised and updated. When a wall on the first floor was opened, a surprising find was made: On the east side of the south wing (entrance area of the library) there is a “privy” from the reconstruction phase in the early 18th century hidden in the masonry. An old oven was unexpectedly found during the demolition work in the castle. This was located on the ground floor of the east wing ( Office for Town Marketing and Culture). The stove probably dates to the early 18th century. However, after intensive coordination between all those involved in the planning and the archaeologist, it was ensured that the oven would be preserved in its entirety. 35

Saniert Renovated Parallel zum Rathausneubau wurde das im 18. Jahrhundert im Barock- stil umgebaute Schloss generalsaniert. Bereits 2019 wurde das historische Gebäude entkernt, die dabei sichtbar gewordenen Schäden kartiert, Sanierungskonzepte erarbeitet und ab Mitte 2020 umgesetzt. Die Stadt Herzogenaurach arbeitete dabei eng mit den Denkmalschutz- behörden zusammen und ließ sich von Holzgutachtern, Restauratoren, Tragwerksplanern und den Architekten beraten. The 18th century Baroque castle was completely renovated parallel to the building of the new town hall. As early as 2019, the historic building was gutted, the damage that became evident was mapped, renovation concepts developed and then implemented from mid-2020. Herzogenaurach town council worked closely with the Monument Protection authorities and sought advice from wood experts, restorers, structural engineers and architects. Sanierungsphasen im Überblick Construction phases at a glance Entkernung Um sich ein Bild vom tatsächlichen Sanierungsbedarf ma- chen zu können, wurden ab August 2019 alle nichthistori- schen Bauteile wie Einbauten, Böden, abgehängte Decken, Toiletten, Trockenbauwände und -decken, Dämmungen und Heizkörper entfernt. Dort, wo die Holzbalken der his- torischen Decken auf den Wänden aufliegen, wurden auch die historischen Dielen entfernt, um mögliche versteckte Schäden festzustellen. Diese wurden kartiert und num- meriert, sodass sie zu einem späteren Zeitpunkt wieder originalgetreu verlegt werden konnten. Holzbalkendecken Die Schäden an den Deckenbalken waren sehr unter- schiedlich. Zu finden waren Pilzschäden, Kellerschwamm oder Hausporling, wie auch Fraßschäden, z. B. Käfer und Hausbock. In den meisten Fällen waren nur die Balken- köpfe betroffen, also die Stelle, an der der Balken auf der Wand aufliegt. Die Schädigungen sind vermutlich durch eindringendes Wasser in früheren Zeiten entstanden. Ab Mitte 2020 wurde daher die Sanierung der teils stark geschädigten Holzbalken sowie die Bekämpfung bzw. Eindämmung von Pilzbefällen an den Hölzern und angren- zenden Mauerwerksbereichen durchgeführt. Die grund- legende Sanierung war wichtig, um die Standsicherheit langfristig sicherzustellen. Eine akute Gefährdung bestand allerdings nicht. 37 The gutting From August 2019, all non-historical components such as fix- tures and fittings, floors, suspended ceilings, toilets, drywalls and ceilings, insulation and radiators were removed in order to evaluate the need for renovation. In the places where the wooden beams rest on the walls, the historic floorboards were also removed to check for possible hidden damage. These were mapped and numbered so that they could be replaced true to the original at a later date. The wooden beam ceilings Damage to the ceiling beams also varied greatly. Fungal damage, wet rot and oak fungus could be found, as well as pest-damage, e.g., beetles and woodworm. In most cases, only the ends of the beams were affected, i.e., the place where the beam rests on the wall. The damage was probably caused by water penetration in former times. Therefore, from the mid- 2020s the renovation of the parts of severely damaged woo- den beams as well as the control or containment of fungal infestations was carried out. This radical refurbishment was important to ensure long-term structural stability. However, there was no acute danger.

Saniert Renovated Entkernung Gutting Abstützen der Stuckdecken Supporting the stucco ceilings Neue Balkenköpfe New beam heads Büroräume entstehen Office space emerge Dachziegel Roof tiles 39

Vorher Before Nachher After Saniert Renovated 41

Neubau New building Neubau New building 43

April 2020 Zwölf Brunnen für das Grundwassermanagement mit jeweils 18 Meter Tiefe werden innerhalb der Bau- grube gebohrt und in Betrieb genommen. Twelve wells for groundwater management, each 18 metres deep, will be drilled and put into operation within the excavation pit. April 2020 17. August 2020 Kräne für die Errichtung des Rohbaus werden aufgestellt, die Rohbaufirma richtet das Baufeld ein. Cranes for the erection of the building shell are put in place, the shell construction company sets up the construction site. 17th August 2020 Neubau New building Einklang trotz Zweiklang: Das Ensemble aus Neubau und Schloss Harmony despite duplicity : The new building in ensemble with the castle In der technischen Ausführung überaus komplex, über zwölf Jahre von der Planung bis zur Fertigstellung – der Rathausneubau mit General- sanierung des Schlossgebäudes ist eines der größten Bauprojekte der Stadt Herzogenaurach. Bereits am 16. März 2011 fiel der planerische Startschuss mit dem Stadtratsbeschluss zur Mehrfachbeauftragung ausgewählter Architekturbüros für ein städtebauliches Konzept des Hubmannareals. Acht Jahre später begannen die Großbagger mit Greif- werkzeugen und Abbruchzange, den entkernten Rathaus-Ergänzungs- bau zurückzubauen und Platz für den Neubau an gleicher Stelle zu schaffen. Am Ende der Bauzeit im Sommer 2023 waren über 80 Einzel- gewerke abgearbeitet. Building the new town hall has been extremely complex in its technical exe- cution, taking over twelve years from planning to completion. The new town hall and general restoration of the castle building has been one of the largest construction projects in Herzogenaurach. On 16th March 2011, the town council commissioned several selected architectural firms to develop an ur- ban development concept for the Hubmann area. Eight years later, the heavy excavators with grab claws and demolition equipment began to dismantle the gutted town hall extension and make room for the new building on the same site. At the end of the construction period in summer 2023, more than 80 individual building works had been completed. 45

Neubau New building Ein konsequenter Ringschluss zwischen Neubau und Schloss sorgt für effiziente Wege im Rathaus. A systematic ring closure between the new building and the castle ensures efficient routes in the town hall. 47

13. Juli 2021 Durchbruch zwischen Neubau und Schloss. Die Rohbau- phase des Neubaus hat das vierte und letzte Stockwerk erreicht Breakthrough between the new building and the castle. The shell construction phase of the new building has rea- ched the fourth and last floor. 13th July 2021 Sommer 2021 Im Schlossgebäude werden die Stuckdecken saniert. The stucco ceilings are being renovated in the castle. Summer 2021 Neubau New building Energetisch zukunftsweisend Doch das neue Rathaus sollte nicht nur architektonisch gesehen zukunftsweisend sein. Der Neubau wurde nach aktuellem Stand energieeffizient geplant. Er übertrifft die Anforderungen der aktuellen Energieeinsparverordnung deutlich und erfüllt unter Verwendung von Passivhaus-Komponenten den hocheffizienten KfW-55-Standard. Seine hohe Energieeffizienz wird durch die optimal gedämmte Gebäudehülle, die mechanische Be- und Entlüftung der Räume mit sehr leistungs- fähiger Wärmerückgewinnung, die Nutzung von Kraft-Wärme-Kopplung für die Grundlastversorgung des Gebäudes sowie durch die Installation einer Photovoltaikanlage auf dem Dach des Ratssaals erreicht – so ist das neue Rathaus für die nächsten Zukunftsetappen gerüstet. Architectural highlights Architecturally, the new building blends in much more naturally with the castle ensemble than the 1960s building did. Nevertheless, the flat roof of the new building clearly offsets the castle with its steeply pitched roof. The flat-roofed building is proudly independent and visually sets itself apart with its natural stone façade. The council meeting room is a special architectural feature of the building. Even from the outside it is striking: The roof of the main auditorium stands out from the surrounding offices and the interlinked glazed building. Inside the building, the special design of the room becomes evident in its cantilevered nature, almost floating above the atrium. The strip lighting running around the room gives the atrium an architecturally impressive incidence of daylight. Another architectural highlight is the Tourist Information office. Until now, this was housed rather inconspicuously on the ground floor of the castle building. In the new town hall, its structural implementation illustrates how old and new can be skilfully merged in a sympathetic and functional way. Trendsetting in terms of energy However, the new town hall was not only to be trendsetting from an archi- tectural point of view but was planned to be energy-efficient according to current standards. It clearly exceeds the requirements of the current Energy Saving Ordinance and meets the highly efficient KfW 55 standard using passive energy house components. Its high energy efficiency is achieved through the optimally insulated cladding, mechanical ventilation of the rooms with very efficient heat recovery, the use of combined heat and power for the building’s base load supply and the installation of a photovoltaic system on the roof of the council meeting room – so the new town hall is equipped for the next stages of the future. 49

Neubau New building Der neue Ratssaal ist freitragend über dem Atrium des Neubaus angelegt. The new council meeting room is cantilevered above the atrium of the new building. 51

Neubau New building „Als bauliche Herausforderung des Projekts ist die Fuge zwischen Alt- und Neubau zu sehen. Besonders das Bauen im Bestand ist lehrreich und erfordert Impro- visationstalent. Hier muss oft von Fall zu Fall entschieden werden, was einen gewissen Erfahrungsschatz fordert. Als architektonisch interessant würde ich das Zusammen- spiel aus Eichenholz und Sichtbeton im Neubau sowie den Lichteinfall im Bereich der baulichen Fugen etwa entlang der Sichtbetonwand des Ratssaals beschreiben.“ “The structural challenge of the project is the connection between the old and the new buildings. It is particularly instructive when building with existing structures and necessitates a talent for improvisation. Here, decisions must be made on a case-by-case basis, which requires a certain amount of experience. I would describe the interplay of oak wood and exposed concrete in the new building as architec- turally interesting, as well as the incidence of light around the structural joints.” Christoph Schmidt Architekt, BSS Architekten, Nürnberg Achitect, BSS Architekten, Nuremberg 53

Neubau New building Technische Angaben und Einzelgewerke • Boden-/Felsaushub • ca. 240 Rettungs- und • Die hinterlüftete Natursteinfassade am Neubau: ca. 2.140 m² aus Warthauer Sandstein. • ca. 1.340 m², Solnhofener Platten und ca. 255 Naturstein- Treppenstufen wurden verlegt. ca. 11.770 m³; Betonstahl Rohbau: ca. 770 t; Beton für die Bohrpfahlwand und Rohbau 6.850 m³, Tiefe der Baugrube 6,70 m • ca. 145 Stück Holz-Alu- minium-Fenster mit Sonnenschutzanlagen und Außenfensterbänken aus Leichtmetall • ca. 2.200 m² Gips karton- Heiz-Kühldecke, ca. 4.900 m Rohrleitungen, ca. 135 Heizkörper • 1.763 m Trinkwasser- leitungen, 844 m Schmutzwasserleitungen, 242 m Regenwasser- leitungen Sicherheitsleuchten, ca. 1.600 Steckdosen, ca. 1.000 Leuchten, ca. 270 optische Rauch- melder, ca. 24 km Daten- kabel Kupfer, ca. 1,1 km Datenkabel Lichtwellenleiter Im Ratssaal wurden ca. 200 m² Induktions- schleife für die induktive Höranlage mit ca. 150 akustischen Meldern verlegt. Insgesamt 50 km Kabel wurden verlegt. • • • Die Fußbodenheizung beheizt eine Fläche von 550 m². Innenfensterbänke Außenfensterbänke aus Kupfer Natursteinfassade Sanierung Ring- mauer Schloss Telefonanlage Elektro - installationsarbeiten Heizungstechnik PV-Anlage Unterkonstruktion T1 Module T3 Elektronische Schließanlage Medientechnik Lüftungstechnik Dämmung an tech- nischen Anlagen Rollregale Dachdecker – Dachsanierung Trockenbauarbeiten Schloss Trockenbauarbeiten Neubau Innenputzarbeiten Neubau Schloss Putzer, Maler – Innen Schloss Maler – Innen Stuckdecken Fassadensanierung trocken Putz- und Maler- arbeiten Schlossgebäude Sanierung Stuck- decken Stahlbau Gitterroste Metall-Glasgelän der Handläufe Briefkasten Treppengeländer Schloss Systemböden nass Systemböden Estricharbeiten Boden- verlegearbeiten Naturstein Bodenleger Parkett Tischler Innentüren Tischler Einbau- schränke Tischler Ausbau Ratssaal Wandverkleidung Möbelschlösser Tischler Brüstungs- und Treppen- verkleidungen Teeküchen Fliesen Maler – Wände Decken Böden Türen Metallbau Innentüren Bodenbeläge Natursteinpflaster- und Landschafts- bauarbeiten Landschafts- bauarbeiten und Spielgeräte Ausstattung / Möblierung Außenanlage Vegetationsarbeiten WC-Trennwände Tresore Beschilderung Bauendreinigung Feuerlöscher Möbel MSR-Technik Tiefbau Außenanlagen Abbruch Erdarbeiten und Entwässerungs- Druckwasserleitung leitungen • Bruttogrundfläche: 10.630 m² (Neubau 6.370 m² / Schloss 4.259 m²) • Bruttorauminhalt: 36.944 m³ (Neubau: 21.604 m³ Schloss 15.340 m³) • Gesamtnutzfläche (NF – Gesamtfläche ohne Technikflächen, Verkehrsflächen und Konstruktionsflächen): 5.259 m² (Neubau 3.123 m² / Schloss 2.136 m²) Rodungsarbeiten Baustrom Abbruch 1960er-Rathaus Kellergeschoss versetzen Steinkreuze Schusterbrunnen Bauzaun Spezialtiefbau Wasserhaltung Erdarbeiten Bautafel Trafostation Entkernung Schloss Zimmerer Aufzüge Baumeister Rohbau Sanitärtechnik Baumeister Schloss Dachabdichtung Holz-Aluminium- Fenster Glasdach Pfosten-Riegel- Fassaden Historisierende Holzfenster im Schlossgebäude Klappläden Außentüren 55

Neubau New building 3 6 Before demolition, 2019 Specialized civil engineering foundation work, 2019 Building the first floors, 2021 Advanced structural work, 2021 1 2 3 4 5 Working on the flat roof of the new building, 2022 6 Almost finished – dismantling of the scaffolds, July 2023 57

16. Dezember 2021 Sanierung der Dachbalken- konstruktion im Schloss: Das Dach ist stellenweise freigelegt. Schadhafte Traufbereiche und aufein- andertreffende Dachflächen werden repariert. Renovation of the roof beam structure in the castle: The roof is exposed in places. Damaged eaves areas and overlapping roof surfaces are repaired. 16th December 2021 2022 Das komplette Jahr 2022 wurde für den Innenaus- bau und die Montage der haustechnischen Anlagen in Neubau und Schloss benötigt: Errichten der Hohlraumböden in den Bürobereichen, Innen- putzarbeiten, Trockenbau sowie die Elektro-, Sanitär-, Heizungs- und Lüftungsins- tallation. 2022 The entire year 2022 was needed for the interior fittings and the installation of the building service systems in the new building and castle: installation of the cavity floors in the office areas, interior plastering, drywall construction as well as installation of the electrical, plumbing, heating and ventilation systems. Neubau New building Challenges of a major construction site in the town center The complex watertight, 6.5-metre-deep excavation pit, the extensive archaeological excavations, the listed castle restoration, and the cramped town-centre location – all challenging circumstances for the major project. Considering this, Herzogenaurach town council is pleased to have largely kept to the time and cost schedule. It only took three months longer than the estimated construction time of four years. The delay occurred during the phase of special engineering foundation work, as the back-anchoring of the bored piles had to be implemented in a more complicated way than expected. The construction costs have also remained broadly within budget compared to other major projects of the same kind. In 2019, the cost was calculated to be 38.4 million euros (new build plus castle restoration with outdoor facilities). In the end, the costs were about five percent higher. Although this represents a considerable sum of around two million euros in absolute terms, “in principle, this is justified for a complex building project such as this one at this time,” says Dr Hacker. Also, construction was not entirely spared the effects of the pandemic and the Ukraine war. “However, we managed to minimise the effects in a joint effort with planners and contractors, “says Dr Hacker. The new town hall needed an excavation pit of almost seven metres depth surrounded by around 270 concrete bored piles, so the ground water level had to be lowered. In spring 2020, a total of twelve wells, each 18 metres deep, were drilled inside the excavation pit by a specialist company and put into operation. The water coming from these wells flowed into a sedi- mentation basin to clarify it from the suspended matter, then pumped to an underground pressure pipe to the outlet channel of the Wiwa pond. 59

Neubau New building „Das Projekt ist sicher eines der herausforderndsten in meiner über 25-jährigen Berufslaufbahn. Neben der inner- städtischen Lage, der komplexen Planung, der technisch sehr schwierigen Baugrube und der intensiven Abstim- mung mit dem Denkmalschutz – um nur ein paar Beispiele zu nennen – mussten wir in der Realisierung mit zwei weltweiten Krisen zurechtkommen. Belastend war zudem die sehr gute Baukonjunktur und die Inflation. Trotzdem haben wir bei dem Projekt in enger Abstimmung mit der Stadt Herzogenaurach den Termin- und Kostenrahmen nur geringfügig überschritten. Dabei haben das ständige Suchen nach qualitativ mindestens gleichwertigen, aber günstigeren baulichen Alternativlösungen sowie die konse- quente Durchsetzung der abgeschlossenen Verträge einen wesentlichen Beitrag geleistet.“ “This project is certainly one of the most challenging ones I have faced in over 25 years of my professional career. In addition to the inner-town location, complex planning, the technically very difficult excavation pit and the intensive coordination with the Office for the Protection of Historical Buildings and Monuments – to name just a few examples – we had to cope with two worldwide crises during implemen- tation. The strong boom in the construction industry and inflation also had a negative impact. Nevertheless, in close coordination with the town of Herzogenaurach, we only slightly exceeded the schedule and budget for the project. A constant search for alternative construction solutions that were of at least the same quality but cheaper, as well as the consistent enforcement of the concluded contracts made a significant contribution.” Jürgen Ziegler Projektmanager FOCUS Projektentwicklung und -management Project Manager FOCUS Project Development and Management 61

Neubau New building Abrissarbeiten Demolition Spezialtiefbau Specialised civil engineering Grundsteinlegung Laying of the foundation stone 63

Breaking through the wall “Two become one” is what it means when two things that are independent join in unison. This was accomplished for the first time on the construction site in July 2021. First, Mayor Dr German Hacker and architect Christoph Schmidt made the breakthrough with a symbolic hammer blow. The two buildings were then connected. There are a total of five passageways between the castle building and the new building. Planning of the passageways presented the architects with a particular challenge, as they had to consider the ceiling heights in the historic castle building and preserve as much of the fabric of the building possible because it is a listed building under a preservation order. At this point in time, the new building had reached the fourth and final floor in the shell construction phase. The topping-out-ceremony On 16th September 2021, the Herzogenaurach town council invited everyone to the topping-out ceremony at the town hall construction site. This is a builders’ rite traditionally held as a thank you to the dedicated craftsmen and builders who have contributed to the creation of the shell of the building, and the topping-out speech is intended to bring a positive future to the prospective new town hall building. “Blessed be the whole house. May the Grace of God protect it from hail, lightning, and conflagration. May the house always be blessed with good fortune, and may it always stand in peace,” as poetically written by the site manager of the construction company GS- Schenk. At the end of the structural work, the ceiling above the council meeting room was erected as a prestressed concrete ceiling. Around the time of the topping-out ceremony, the woo- den-aluminium windows were installed, starting on the ground floor. Inside the building, the contractors started work on elec- trical installation, sanitary engineering, and heating technology. At the end of 2021, the installation of the cavity floor in the offices had been completed. Installation of the natural stone façade cladding began in mid-October 2021. Further contracts were awarded parallel to the ongoing work. At the beginning of 2023, the contractors continued to work intensively on the interior construction. The tradesmen were working at full speed. The final spurt on the building site was clear for all to see: the painting work was largely completed, natural stone flooring and carpets had been partly laid, and the light fittings had also been installed. Notably, the council meeting room gave an insight into what was to come. At the same time, preparatory measures were carried out for comple- ting the outdoor facilities. Structural completion of the building was concluded by the end of May 2023. Completing construction work Neubau New building Wanddurchbruch „Aus zwei mach’ eins“ heißt es, wenn zwei für sich alleine stehende Dinge miteinander verschmelzen. Auf der Herzogenauracher Rathausbaustelle wurde dies erstmals im Juli 2021 spürbar. Mit einem symbolischen Hammer- schlag stellten Erster Bürgermeister Dr. German Hacker und Architekt Christoph Schmidt einen Durchbruch her. Die beiden Gebäude waren danach miteinander verbunden. Insgesamt gibt es zwischen dem Schlossgebäude und dem Neubau fünf Durchgänge. Die Planung der Übergänge stell- te die Architekten vor eine besondere Herausforderung, da sie auf die Deckenhöhen im historischen Schlossgebäude Rücksicht nehmen mussten und möglichst viel historische Bausubstanz entsprechend den Vorgaben des Denkmal- schutzes erhalten bleiben sollte. Der Neubau hatte zu diesem Zeitpunkt in der Rohbauphase das vierte und letzte Stockwerk erreicht. Richtfest Am 16. September 2021 hat die Stadt Herzogenaurach zum Richtfest auf die Rathausbaustelle eingeladen. Dieses wird traditionell als Dank an die engagierten Handwerker und Bauleute gefeiert, die an der Entstehung des Rohbaus mitgewirkt haben, und soll mit der Richtspruch-Zeremonie dem künftigen Rathausneubau eine positive Zukunft brin- gen. „Gesegnet sei das ganze Haus. Vor Hagel, Blitz und Feuersbrunst schütze es Gott mit seiner Gunst. Es sei dem Haus stets Glück beschieden und dauerhaft steh es in Frie- den“, hieß es im Gedicht des Bauleiters von der Baufirma GS-Schenk. Zum Abschluss der Rohbauarbeiten wurde die Decke über dem Ratssaal als Spannbetondecke errichtet. Zum Zeitpunkt des Richtfestes wurden im Erdgeschoss beginnend die Holz-Alu-Fenster eingebaut. Im Inneren des Gebäudes starteten die beauftragten Firmen mit der Elektro installation, Sanitärtechnik und Heizungstechnik. Bis Jahresende 2021 fand der Einbau des Hohlraumbodens in den Büroräumen statt. Der Beginn der Fassadenmon- tage war Mitte Oktober 2021. Weitere Gewerke wurden parallel zu den laufenden Arbeiten vergeben. Bauliche Fertigstellung Anfang 2023 nahmen die beauftragten Firmen weiterhin intensiv Ausbauarbeiten in den Innenräumen vor. Die Gewerke arbeiteten auf Hochtouren. Der Endspurt auf der Baustelle war deutlich zu erkennen: Die Malerarbeiten waren weitgehend abgeschlossen, Natursteinböden und Teppiche waren zum Teil verlegt, auch Leuchten montiert. Besonders der Ratssaal erlaubte einen greifbaren Einblick in das künftige Rathaus. Parallel dazu wurden vorbereiten- de Maßnahmen für die Fertigstellung der Außenanlagen ausgeführt. Die bauliche Fertigstellung der Gebäude war Ende Mai 2023 abgeschlossen. 65

Neubau New building Beleuchtung Lighting Schusterbrunnen Cobbler’s Fountain Lüftungstechnik Ventilation system 67

Neubau New building Kommunikation: Der Blick über den Bauzaun Communication: The view over the construction fence hoardings A construction site of this size in the centre of town inevitably attracts the attention of the public. The town council com- municated ongoing information about the construction site using the media at its disposal. Answers to the frequently asked questions, such as “Why does Herzogenaurach need a new town hall?”, or “What will happen to the moat?”, could be found on the website. Videos about the topping-out ceremony and the castle renovations, as well as the two webcam recor- dings, made it possible to experience the stages of constructi- on in virtual reality. The hoarding banner exhibition “A journey through time around the castle” was put up around the building site near the Hubmann car park. Visitors to the site could learn many interesting and odd facts about the history of Herzogenaurach castle and the town hall building. This walk through the centuries was also available online in English. Press releases, information for residents about upcoming disruptions and guided tours through the shell of the building rounded off the public relations measures. Eine Baustelle dieser Größenordnung inmitten der Stadt zieht die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit zwangläufig auf sich. Im Rahmen der Baustellenkommunikation infor- mierte die Stadt durchgängig über die ihr zur Verfügung stehenden Medien. Auf der Internetseite gab es Antworten auf die Fragen, die viele beschäftigen, wie „Warum braucht Herzogenaurach ein neues Rathaus?“ oder „Was passiert mit dem Schlossgraben?“. Videos über das Richtfest und die Schlosssanierung sowie die Aufnahmen der beiden Webcams machten den Baufortschritt dort auch virtuell erlebbar. Auch nach der Eröffnung des Rathauses gibt es noch Interessantes unter www.herzogenaurach.de/ rathausneubau zu entdecken: Die Festschrift wird dort als Online-Version zum Durchklicken zu finden sein sowie ein Film, mit dem man die Baustelle im Zeitraffer noch einmal Revue passieren lassen kann. In der Bauzaunbanner-Ausstellung „Zeitreise für Zaun- gäste“ im Bereich des ehemaligen Hubmannparkplatzes erfuhren Interessierte Neues, Wissenswertes und Kurioses über die Historie des Herzogenauracher Schlosses und das Rathausgebäude. Dieser Spaziergang durch die Jahr- hunderte war online auch in englischer Sprache verfügbar. Pressegespräche, Anliegerinformationen für anstehende Beeinträchtigungen und Besucherführungen durch den Rohbau rundeten die Maßnahmen der Öffentlichkeits- arbeit ab. Online-Festschrift und Kurz-Film online commemorative publication and short film 69

Belebt Lively Belebt Lively Mai 2023 Die technische Fertigstellung ist erfolgt. Im Anschluss erfolgen die Inbetriebnah- men und Prüfungen von technischen Anlagen und Einrichtungen. May 2023 The technical installations are finished. This is followed by the commissioning and testing of the technical systems and equipment 12. September 2023 Das Rathaus ist nach dem Umzug am Wochenende wieder offen für Bürgerinnen und Bürger. The town hall is open to citizens again after moving in at the weekend. 12th September 2023 71

Belebt Lively It has been very much missed in recent years, but now the people of Her- zogenaurach are getting “their” moat back once the new town hall building and castle building complex has been completed. Indeed, not only are they getting it back, but many excellent ideas are being implemented in order to upgrade the urban public space and create a very special amenity value. Hackl Hoffmann Landscape Architects from Eichstätt, who made the running in 2018 with their design, are responsible for this. The experts were also given the task of designing the new trapezoidal castle courtyard. This is now largely paved as a representative entrance area and as a multifunctional event space, whilst the smaller area of the castle moat is being made more attractive as a green urban garden. So, what exactly awaits both young and old? For instance, a playground with water features, an orchard, various seating niches and a versatile open- air event venue. The castle courtyard is designed both as a representative entrance courtyard for the town hall and as a multifunctional event space. To be able to do justice to its function as a “town dance floor” or meeting place, the courtyard is free of fixtures except for a permanently installed strip of plants along the north and west wings of the new building, a bicycle stand with 10 bicycle racks, as well as the Cobbler’s fountain (returned from its interim location next to the museum). This makes it easy to arrange seating areas for the open-air cinema, for example, or to set up a stage for the summer theatre. Barrierefrei Barrier-free Anders als beim Altbau, wo es eine Rampenanlage auf der Nordseite und eine Treppenanlage auf der Südseite gab, wurde bei der Neugestaltung darauf geachtet, dass der gesamte Innenhof eine einheitliche Ebene bildet und die Eingangsbereiche zum Rathaus erstmalig ohne Treppenstufen erreichbar sind. Eine taktile Leithilfe für Sehbehinderte ist umgesetzt. Unlike the old building, which had a ramp on the north side and steps on the south side, care was taken in the new design to ensure that the entire inner courtyard is level and that the entrance areas to the town hall are accessible without steps for the first time. A tactile guidance aid for the visually impaired has been implemented. 73

Belebt Lively design consisting of individual pieces of apparatus, which was used more as a “passageway” to the town centre, this area will invite both young and old to come together in the future. In addition to their high play value, the playground equipment also forms a design unit and does justice to the loca- tion with its restrained colour scheme and simple elegant construction. To compensate for the significantly closer building façade, additional space will be gained on the eastern side of the playground by a seating wall and at the same time the creation of an attractive seating area for parents. The eastern moat is now much airier – it was freed from the shrubby, bulky vegetation so that the historic moat can be better enjoyed and experienced. The existing path was widened up to the façade and upgraded with plant troughs and benches. The areas along the building can also be used for tem- porary art exhibitions for the first time. Fruit trees set in the lawns give the place a distinct character and at the same time form the accessible “edible” orchard for the town population. The twin towns are also getting involved in the planning of the green spaces: There will be twinning trees in the castle moat. Wolfsberg has chosen a Lavant Banana Apple tree, Nova Gradiška a Bistica plum, a mulberry tree will be planted for Kaya and a magnolia for Sainte-Luce. A green salute to Herzogenaurach. In der Fertigstellung: Der neue Spielplatz mit Wasserspielbereich. In the process of completion: The new playground with water play area. 75